
Was sind die Unterschiede zwischen den „psychologischen Berufen“?
Die Unterschiede zwischen Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiatern, psychologischen Beratern, Coaches oder Heilpraktikern für Psychotherapie sind vielen nicht klar. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es jedoch wichtig, diese Unterschiede zu kennen, um die passende Unterstützung zu finden und seriöse Angebote zu erkennen. In diesem Beitrag informieren wir Sie über die verschiedenen Berufsbezeichnungen.
Psychologe
Psychologen haben meist ein fünfjähriges Psychologiestudium absolviert (dreijähriges Bachelorstudium + zweijähriges Masterstudium; früher Diplom). Die Schwerpunkte im Studium können sehr unterschiedlich sein. Häufig ist es klinische Psychologie oder Arbeitspsychologie.
Ein Diplom- oder Master-Abschluss in Psychologie berechtigt in Deutschland nicht zur Durchführung von Psychotherapie. Lediglich beratende Tätigkeiten dürfen angeboten werden. Häufig arbeiten Psychologen auch als Coaches oder in der Personalentwicklung. Um als Psychotherapeut arbeiten zu dürfen, ist nach dem Psychologiestudium eine mehrjährige theoretische und praktische Ausbildung erforderlich, die mit einer staatlichen Approbationsprüfung abschließt.
Psychologischer Psychotherapeut
Nach dem Hochschulstudium der Psychologie können Diplom- oder M.Sc.-Psychologen eine mehrjährige Weiterbildung, die sogenannte Psychotherapieausbildung, absolvieren. Diese dauert meist drei bis fünf Jahre und umfasst umfangreiche theoretische Inhalte sowie mehrjährige praktische psychotherapeutische Tätigkeiten in Kliniken und ambulanten Praxen. Die Ausbildung endet mit einer staatlichen Approbationsprüfung und berechtigt zur beruflichen Tätigkeit als „Psychologischer Psychotherapeut“. Die Kosten der Behandlung durch einen approbierten Psychotherapeuten werden in der Regel durch die Krankenkassen übernommen.
Die Psychotherapieausbildung erfolgt in einem spezifischen Vertiefungsgebiet, in dem die sogenannte Fachkunde angeeignet wird. Derzeit kann diese in Deutschland in den Bereichen Verhaltenstherapie, analytische Psychotherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sowie systemische Psychotherapie erlangt werden.
In den vergangenen Jahren wurde die Psychotherapieausbildung in Deutschland umfassend reformiert. Seit 2022 besteht die Möglichkeit, Psychotherapie direkt im Rahmen eines Masterstudiums zu studieren. Dieses neue Ausbildungsmodell soll den Zugang zum Beruf des Psychologischen Psychotherapeuten erleichtern und die Ausbildungsqualität weiter verbessern.
Ärztlicher Psychotherapeut
Nach dem Abschluss eines Medizinstudiums haben Ärzte die Möglichkeit, eine psychotherapeutische Weiterbildung zu absolvieren und in diesem Bereich tätig zu werden. Die Bezeichnung „ärztlicher Psychotherapeut“ darf von Fachärzten geführt werden, deren Facharztausbildung Psychotherapie einschließt, sowie von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen, die eine zusätzliche Qualifikation in Psychotherapie erworben haben.
Besonders umfassende psychotherapeutische Qualifikationen erwerben Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie.
Psychiater und Nervenärzte
Psychiater sind Ärzte, die nach ihrem Medizinstudium eine Facharztweiterbildung in Psychiatrie absolviert haben. Nervenärzte hingegen haben eine Facharztausbildung in Nervenheilkunde oder in Neurologie und Psychiatrie durchlaufen. Beide Berufsgruppen betreuen Menschen mit psychischen Erkrankungen aus medizinischer Perspektive und setzen zur Behandlung unter anderem medikamentöse Therapien ein. Oft erfolgt die psychiatrische Behandlung ergänzend zu einer Psychotherapie, um die bestmögliche Unterstützung für die Betroffenen zu gewährleisten.
Heilpraktiker
Das Heilpraktikergesetz (HeilprG) aus dem Jahr 1939 ermöglicht es in Deutschland, auch ohne ein Psychologiestudium oder eine umfassende fachliche Ausbildung eine Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie abzulegen – den sogenannten „kleinen Heilpraktiker“. Die Voraussetzungen für die Prüfungszulassung sind ein Mindestalter von 25 Jahren, ein Hauptschulabschluss, ein ärztliches Attest sowie ein polizeiliches Führungszeugnis.
Zur Vorbereitung auf die Heilpraktikerprüfung gibt es private Ausbildungsangebote, die sich in Umfang und Qualität erheblich unterscheiden und meist nicht länger als ein Jahr dauern. Diplom- oder M.Sc.-Psychologen haben je nach Bundesland die Möglichkeit, eine Erlaubnis zu beantragen, die ihnen eine heilkundliche psychotherapeutische Tätigkeit ohne zusätzliche Prüfung ermöglicht.
Da die Qualifikationen innerhalb der Gruppe der Heilpraktiker für Psychotherapie stark variieren, sollten Hilfesuchende die fachliche Ausbildung und Erfahrung des jeweiligen Anbieters sorgfältig prüfen. Die Ausbildung psychotherapeutisch tätiger Heilpraktiker ist in jedem Fall deutlich kürzer als die Ausbildung approbierter psychologischer oder ärztlicher Psychotherapeuten.
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für psychotherapeutische Behandlungen durch Heilpraktiker nicht, während private Krankenversicherungen je nach Tarif eine teilweise Kostenübernahme anbieten können.
Psychologischer Berater
Psychologische Berater bieten Unterstützung bei persönlichen oder beruflichen Herausforderungen an, ohne dabei psychische Störungen mit Krankheitswert zu behandeln. Typische Beratungsfelder sind z. B. Erziehungs- oder Familienberatung, Paarberatung sowie Personal- oder Führungskräfteberatung.
Psychologischer Coach
Die Bezeichnung „Coach“ oder „psychologischer Coach“ ist nicht gesetzlich geschützt. Das bedeutet, es gibt bezüglich der beruflichen Hintergründe der coachenden Personen große Unterschiede. Im Bereich des psychologischen Coachings gibt es eine Vielzahl an Angeboten, darunter Resilienz- oder Entspannungscoaching, Stressmanagement-Coaching, Persönlichkeitsentwicklung, Life-Coaching oder Business-Coaching.
*Die verwendete männliche Sprachform dient der besseren Lesbarkeit und bezieht sich selbstverständlich auf Personen aller Geschlechter.
Quelle:
- https://praxisdrbeer.de/wissen/berufsbezeichnungen-in-der-psychologie/#psychologe