Psychologe, Psychotherapeut oder Psychiater?
Was ist der Unterschied zwischen den „psychologischen Berufen“?
Immer wieder begegnen uns im Gespräch Unklarheiten, was der Unterschied zwischen Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiatern ist. Diese Begriffe klingen ähnlich, die Ausbildung ist jedoch unterschiedlich. Ebenso unterscheidet sich das, was in der Praxis umgesetzt wird.
Wir haben ein paar der häufigsten Fragen gesammelt und erklären außerdem die generellen Unterschiede – zuerst mit kurzer Antwort und weiter unten auf dieser Setie ausführlicher.
Häufige Fragen mit kurzer Antwort:
Ist ein Psychotherapeut Psychologe?
Kurze Antwort: Möglicherweise. Nicht jeder Psychologe ist auch Psychotherapeut und er/sie kann auch Mediziner* sein.
Verschreibt ein Psychologe Medikamente?
Kurze Antwort: Nein, das darf er grundsätzlich nicht. Das gilt auch, wenn er zusätzlich Psychotherapeut ist.
Was ist der Unterschied zwischen Psychologe und Psychiater?
Kurze Antwort: Psychologen haben Psychologie studiert, Psychiater Medizin und haben eine Facharztausbildung absolviert.
Zahlt die Krankenkasse eine psychologische Behandlung?
Kurze Antwort: (Nur) psychotherapeutische Behandlungen psychischer oder psychiatrischer Erkrankungen werden übernommen.
Was ist psychologisches Coaching?
Kurze Antwort: Das beschreibt ein Coaching, das durch Psychologen durchgeführt wird.
Etwas detaillierter:
Psychologe
Psychologen haben meist ein fünfjähriges Psychologiestudium absolviert (M. Sc., Dipl.-Psych.; oder ein dreijähriges Bachelor-Studium). Die Schwerpunkte können sehr unterschiedlich sein. Häufig ist es klinische oder pädagogische Psychologie oder Arbeitspsychologie. Psychologen arbeiten z. B. als psychologische Berater, Coaches, in der Personalentwicklung oder machen eine Weiterbildung zum psychologischen Psychotherapeut.
Psychotherapeut
Psychotherapeuten haben eine dreijährige Ausbildung zur Psychotherapie absolviert. Diese beinhaltet wissenschaftlich anerkannte Verfahren wie der Verhaltenstherapie, Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Voraussetzung für die Psychotherapieausbildung ist ein Studium der Psychologie oder Medizin. Daher kann man auch ärztliche und psychologische Psychotherapeuten unterscheiden.
In der Praxis werden psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen mit psychotherapeutischen Methoden behandelt. Die Kosten der Behandlung durch einen approbierten Psychotherapeuten werden in der Regel durch die Krankenkassen übernommen (s. „Wege zur Psychotherapie“ der Bundespsychotherapeutenkammer).
Zusätzlich gibt es Psychotherapeuten nach dem Heilpraktikergesetz (HPG). Das sind Menschen mit verschiedensten beruflichen Hintergründen, die auch nicht anerkannte Verfahren anwenden dürfen.
Psychiater
Psychiater haben ein sechsjähriges Medizinstudium sowie eine fünfjährige Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie absolviert. In der Praxis behandeln sie psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen medikamentös und mit psychotherapeutischen Methoden.
Psychologische Coaches
Psychologische Coaches haben häufig Psychologie studiert und eine ein- bis mehrjährige Weiterbildung als Coach absolviert. Diese beinhaltet Methoden der Gesprächsführung und kann verhaltenstherapeutisch- oder lösungsorientiert sein.
Coaches begleiten Menschen bei der beruflichen Weiterentwicklung (berufsbezogenes Coaching, z. B. Bewerbungs-Coaching) oder bei spezifischen Problemen (z. B. gesundheitsbezogenes Coaching, z. B. „Burnout-Coaching“).
Generell sind die Methoden, Ausbildungen und beruflichen Hintergründe im Coaching sehr uneinheitlich.
Psychologische Berater
Psychologische Berater haben häufig ein sozial-(pädagogisches) oder psychologisches Studium absolviert. Sie beraten Menschen z. B. bei Konflikten oder familiären Problemen (Psychologische Beratungsstelle der Stadt Karlsruhe) oder gesundheitlichen Problemen.
Verhaltenstherapie
Ein wissenschaftliches anerkanntes Verfahren der Psychotherapie.
Gesprächstherapie
Wird häufig als Sammelbegriff für Psychotherapie verwendet. Im engeren Sinne handelt es sich um ein nicht mehr zugelassenes Verfahren der humanistischen Psychotherapie.
*Gemeint ist generell das generische Maskulinum.