Was ist Boreout?
Boreout ist ein vergleichsweise unbekanntes Konzept. Es tritt auf, wenn die Arbeit mental sehr wenig anregend ist, wenn Herausforderungen und das berufliche Interesse fehlen. Es handelt sich also um eine massive, meist arbeitsbezogene Langeweile bis hin zu Sinnkrisen mit möglichen gesundheitlichen Konsequenzen.
Welche Symptome hat Boreout?
Hierzu wissen wir bisher sehr wenig. Erste Studien zeigen, es kann mit einem Gefühl von Hilflosigkeit, Wertekonflikten, Angst und Niedergeschlagenheit einhergehen. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten leidet oft. Es können auch Schuldgefühle auftreten, weil man insgesamt sehr unproduktiv arbeitet. Das kann sehr belastend sein.
Welche Folgen hat Boreout?
Leider gibt es auch zu den Konsequenzen von Boreout wenig verlässliche Informationen. Letztlich kommt es aber auf die Intensität an. Leichte Burnout-Symptome können weniger belastend sein, als starke Boreout-Symptome. Es schadet in keinem Fall, erste Zeichen von Interessen- oder Lustlosigkeit ernst zu nehmen. Dann können auch früh geeignete Gegenmaßnahmen getroffen und Sinnkrisen vorgebeugt werden. Gibt es bereits stärkere Anzeichen, ist es wichtig, sich zu fragen: Kann ich so für die nächsten Wochen oder Monate weiter machen? Schaffe ich das (selbst) oder benötige ich möglicherweise Unterstützung? Sprechen Sie bei Bedarf auf Arbeit Ihre Vorgesetzten, Personalverantwortlichen oder den Betriebsrat an. Bei gesundheitlichen Problemen – auch, wenn sie psychischer Natur sind – ist grundsätzlich die Hausärztin oder der Hausarzt Ihr erster Ansprechpartner. Die/der kann Sie dann weiterverweisen.
Kann positiver Stress bei Boreout helfen?
Positiver Stress beschreibt all die Dinge, die uns zwar herausfordern, die wir jedoch selbst bewältigen können. Zunächst investieren wir Energie und erhalten hinterher ist es ein gutes Gefühl. Das kann das Projekt sein, für das wir gegen Ende noch einmal ordentlich die Ärmel hochkrempeln müssen, dann aber erfolgreich beenden. Man kann es auch mit Sport vergleichen: Anspruchsvolle aber machbare Trainings fordern uns heraus. Sie bringen uns erst einmal ins Schwitzen, tun jedoch langfristig unserem körperlichen und geistigen Wohlbefinden gut. Da Boreout genau ein Mangel an Stimulierung und Herausforderung darstellt, tut es gut, sich solche zu suchen. Wir brauchen einfach ein gewisses Maß an Herausforderung und Aktivierung, um uns wohl zu fühlen und gesund zu bleiben.
Was können betroffene gegen Boreout tun?
Es gibt zwei Ansatzpunkte: Privat und beruflich. Privat können Sie für einen stimulierenden Ausgleich sorgen. Starten Sie persönliche Projekte. Bauen Sie ein Baumhaus, engagieren Sie sich sozial, lernen Sie eine neue Sprache, … das kostet vielleicht erst einmal Überwindung, tut jedoch gut.
Beruflich liegt ein Berufswechsel häufig nahe. Bevor Sie den Beruf oder die Arbeitsstelle wechseln können Sie jedoch erst einmal auf kleinere Schritte ausprobieren. Wo gibt es Bereiche, die Sie doch interessieren? Wo können Sie sich – in dem eigentlich langweiligen Alltag – vielleicht noch weiterentwickeln? Gibt es Themen im Meeting, die zwar eigentlich nicht zu Ihren Kernaufgaben gehören, in die Sie sich jedoch dennoch einarbeiten möchten? Können Sie ergänzende Aufgaben oder ein berufliches Ehrenamt übernehmen (z. B. Sicherheitsbeauftragte/r oder Ersthelfer/in werden)? Hier tut es gut, sich jemanden zu suchen, mit dem/der man vertrauensvoll reden kann. Auf der Arbeit, im Familien- oder Freundeskreis oder auch eine externe, neutrale Person. So finden man leichter neue Ideen und Lösungswege.
Was kann der Arbeitgeber gegen Boreout tun?
Durch Dynamiken in Arbeitsprozessen und innerhalb von Teams kann es manchmal dazu kommen, dass manche Mitarbeiter/-innen immer mehr und andere immer weniger zu tun haben. So kann es sein, dass manche unterfordert sind und möglicherweise die Motivation verlieren.
Mitarbeitergespräche sind hier ein wichtiges Tool. Besprechen Sie alle klassischen Felder wie Arbeitsaufgaben, Arbeitsumfeld, Zusammenarbeit und Führung, Ziele und Ergebnisse, Entwicklungsperspektiven und Zielvereinbarung und hören Sei dabei genau hin. Findet das Gespräch in einer vertrauten Atmosphäre statt öffnen sich Mitarbeiter/-innen leichter und können Probleme zur Sprache bringen. Dazu sollten die Gespräche möglichst regelmäßig und vor allem konstruktiv sein. Wählen und zeigen Sie hierfür als Vorgesetzter bewusst eine unterstützende Haltung. Zeigen Sie, dass Sie bereit sind die Arbeitsbedingungen bei Bedarf auch umzugestalten, damit Ihre Mitarbeiter/-innen produktives Arbeiten können. Fragen Sie, was Ihre Mitarbeiter brauchen und, wie Sie sie dabei unterstützen können.
Zum Weiterlesen:
Der Text ist Bestandteil eines Interviews mit Dr. Sandra Waeldin bei Businesstalk am Kuhdam „Prävention ist der beste Weg“.